Differenzbesteuerung: Unterschied zwischen den Versionen

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(Verkauf mit Verlust)
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{{btt}}
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== Allgemeines ==
__TOC__
 
  
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* ist eine besondere Form der Umsatzbesteuerung, bei der nur die Differenz zwischen dem Einkaufs- & dem Verkaufspreis versteuert wird.
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* soll eine Mehrfachbesteuerung vermeiden
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* wird häufig für (gebrauchte) Artikel verwendet, die in der Absicht gekauft wurden, diese weiter zu verkaufen
  
Beim Verkauf von Gebrauchtwaren gilt es, besondere Bestimmungen des Gesetzgebers einzuhalten, um die Vorteile der Differenzbesteuerung nutzen zu können.
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== Definition ==
  
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Im Vergleich zur Regelbesteuerung, wird nicht der gesamte Umsatz versteuert. Eigentlich wird bei der Differenzbesteuerung nur die Differenz des Einkaufs- & Wiederverkaufspreis besteuert.
  
== Vorbemerkungen ==
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* mit dieser Art der Besteuerung will der Gesetzgebe sicherstellen, dass für ein Produkt nicht mehrmals Umsatzsteuer gezahlt werden muss
Die Differenzbesteuerung hat das Ziel, die Steuerschuld für Gebrauchtwaren zu senken, indem lediglich das Delta zwischen dem Bruttoeinkaufs- und -verkaufspreis versteuert wird. Dabei kommt immer der Regelsteuersatz zum Tragen.
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** Unternehmer müssen nur die Summe berechnen, auf die noch keine Umsatzsteuer gezahlt wurde und für diese Summe Umsatzsteuer erheben
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* Regelungen finden sich im [https://www.gesetze-im-internet.de/ustg_1980/__25a.html '''Umsatzsteuergesetz §25a (UStG)''']
  
{{beispiel|Ein Händler kauft einen Artikel als Gebrauchtware zu einem Preis von 100,00 € ein und verkauft diesen für 150,00 €. Nimmt der Händler die Differenzbesteuerung in Anspruch, so werden 50,00 € des Betrages mit dem Regelsteuersatz versteuert. Die Steuerschuld beträgt also 9,50 €.}}
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== Wann anwendbar? Welche Kriterien müssen erfüllt sein? ==
  
Der Händler unterliegt bei der Verwendung der Differenzbesteuerung besonderen Aufzeichnungspflichten, welche über die allgemeinen Pflichten hinaus gehen.
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* wenn ein '''bewegliches Gut wiederverkauft''', wird ('''wichtigste Voraussetzung''')
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** zu beweglichen Gütern gehören bspw.:
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*** Antiquitäten
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*** Sammlerstücke (Modellbau)
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*** Kunstgegenstände
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*** Gebrauchtwagen
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** für Wiederverkauf von Edelsteinen und Edelmetallen darf diese Art von Besteuerung nicht angewendet werden
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* Händler gilt als '''Wiederverkäufer'''
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** als gewerblicher Händler werden Gegenstände erworben um diese weiter zu verkaufen
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*** bspw. restaurieren von antiken Möbeln und anschließender Verkauf mit Aufschlag
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*** ebenfalls Veranstalter von Versteigerungen (der Öffentlichkeit zugänglich) gehören zu den Wiederverkäufern
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* Kauf von einer '''Privatperson oder Kleinunternehmen'''
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** Unternehmer können Differenzbesteuerung nur anwenden, wenn die Ware von einer Privatperson oder einem Kleinunternehmer gekauft haben (also ohne Umsatzsteuer, da die Steuerbefreiung gilt)
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*** Ware muss '''ohne Vorsteuerabzug''' verkauft worden sein
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*** bspw. Kauf eines gebrauchten Autos von Privatperson
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**** Privatperson ist nicht umsatzsteuerpflichtig
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**** Käufer zahlt keine Umsatzsteuer bei Ankauf
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{{info|Die '''Vorsteuer''' ist die Steuer, die das Unternehmen beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen, also bei Ausgaben, mit der Rechnung bezahlt.}}
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* Ankauf von Ware aus '''EU In- & Ausland''':
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** Differenzbesteuerung kann nur auf Waren angewendet werden, die '''innerhalb des europäischen Wirtschaftsraum''', angekauft wurde
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* Die Ware '''muss für Unternehmen gekauft''' werden:
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** nur weil man Wiederverkäufer ist, darf die Differenzbesteuerung nicht generell angewendet werden
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*** Ware muss für das Unternehmen und die damit geschäftliche Tätigkeit gekauft werden
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* '''Nicht zwingend gebrauchte Gegenstände''' verkaufen:
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** reicht aus, wenn es sich bei dem Gegenstand um einen körperlichen, beweglichen Gegenstand handelt, der in der Zeit zwischen dem ursprünglichen Kauf und dem Verkauf an Wert verloren hat
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*** dabei handelt es sich i.d.R. um sog. Gebrauchsgüter (dienen wiederholtem Gebrauch)
  
Konkret müssen nach § 22 UStG (Stand 02/2022) folgende Aufzeichnungen geführt werden:
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== Bedeutung der Differenzbesteuerung für Käufer ==
* die Einkaufspreise der Artikel
 
* die Verkaufspreise der Artikel
 
* die Bemessungsgrundlagen, die sich aus den Beträgen ergeben, um die die Verkaufspreise die Einkaufspreise für die Gegenstände übersteigen.
 
  
Bitte konsultieren Sie für weitergehende Informationen Ihre Buchhaltung und/oder Ihr Steuerbüro.
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* Käufer muss wesentlich weniger Umsatzsteuer zahlen, da nur die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis versteuert werden (immer 19%) -> '''Kostenersparnis'''
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* Problematisch für Händler ist, dass beim '''Ankauf der Waren von Privatleuten kein Recht auf Vorsteuerabzug''' besteht. Müssten sie den vollen Umsatzsteuersatz auf den Verkaufspreis an das Finanzamt abführen, wären sie gegenüber privaten Verkäufern stark benachteiligt. Deshalb sieht das Umsatzsteuerrecht mit der sogenannten Differenzbesteuerung eine Erleichterung für Gebrauchtwarenhändler vor.
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** In diesem Fall wird nur der Differenzbetrag zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis – also die Marge – besteuert. Deshalb wird die Differenzbesteuerung auch alternativ als Margenbesteuerung bezeichnet. Die genauen Regelungen sind in § 25a des Umsatzsteuergesetzes (UStG) festgehalten.
  
{{wichtig|Differenzbesteuerte Waren dürfen nicht auf derselben Rechnung angegeben sein wie regulär besteuerte. Enthält ein Warenkorb also einen (differenzbesteuerten) Gebrauchtartikel und Neuware, müssen hierfür zwingend separate Rechnungen angelegt werden.<br>Das gilt auch für Versandkosten. Letzterer Fall wird weiter unten beispielhaft erläutert.}}
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== Wie wird die Umsatzsteuer bei Differenzbesteuerung berechnet? ==
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=== Gesamtdifferenz oder Einzeldifferenz bilden ===
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* Wenn die Summe der Waren bzw. Güter, die in dem Zeitraum, der betrachtet wird, nicht über 500 Euro liegt, ist es möglich, die Gesamtdifferenz zu bilden, um die Bemessungsgrundlage für die Differenzbesteuerung zu bestimmen. Wird dieser Betrag überschritten, müssen Sie die sogenannte Einzeldifferenz bilden, also jeden Gegenstand separat berechnen.
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* Der Rechenweg ist in beiden Szenarien gleich. Denn die Differenz wird bei der Gesamtdifferenz ermittelt, indem Sie '''alle Einkäufe im Besteuerungszeitraum zusammenrechnen''' und ebenso '''alle Verkäufe''', also Verkaufspreise im Besteuerungszeitraum '''addieren'''. Die '''Erlöse werden von den Einkäufen abgezogen''' – und schon haben Sie die '''Gesamtdifferenz'''.
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* Wenn Sie diesen Rechenweg für nur eine Ware durchführen, also den '''Einkaufspreis von dem Verkaufspreis abziehen''', erhalten Sie die '''Einzeldifferenz'''.
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* Bei dem '''Differenzbetrag''' handelt es sich um einen '''Bruttobetrag''', aus dem die '''Umsatzsteuer herauszurechnen''' ist.
  
==Vorbereitungen in der Warenwirtschaft==
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=== Steuersatz anwenden ===
In der Warenwirtschaft sind verschiedene Maßnahmen notwendig, um differenzbesteuerte Rechnungen legen zu können.
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* Wenden Sie die Differenzbesteuerung an, werden die Waren '''grundsätzlich mit 19 %''' versteuert.
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{{wichtig|Auch Waren, wie zum Beispiel Kunstgegenstände oder Sammlerstücke, die in der Regel einem ermäßigten Steuersatz von 7 % unterliegen, werden gemäß der Differenzbesteuerung mit 19 % versteuert.}}
  
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=== Rechnung ausstellen ===
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* Im Gegensatz zu herkömmlichen Rechnungen darf bei einer Rechnung nach der Differenzbesteuerung die '''Umsatzsteuer nicht gesondert ausgewiesen''' werden. Wichtig wird diese Regelung, wenn Sie als '''Unternehmer an''' einen '''anderen Unternehmer liefern'''. Denn der '''dürfte die Umsatzsteuer''' im Rahmen des '''Vorsteuerabzugs''' geltend machen. '''Kann''' er aber '''nicht''', da die '''Umsatzsteuer nicht ausgewiesen''' wird.
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* Stattdessen gehört folgender '''Hinweis''' (oder eine Variante davon) unbedingt auf die Rechnung: '''„Anwendung der Differenzbesteuerung nach § 25a UStG.“'''
  
<u>Anlegen einer neuen Warengruppe</u>
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=== Verkauf mit Verlust ===
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'''Wiederverkauf mit Verlust'''
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* Händler H erwirbt einen Gebrauchtgegenstand von einer Privatperson für 20.000 EUR. Er kann diesen Gegenstand später nur für 18.000 EUR weiterverkaufen. In diesem Fall ist die Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis i. H. v. 2.000 EUR negativ, sodass keine Umsatzsteuer aus diesem Umsatz anfällt, wenn der Händler § 25a UStG anwendet. Der Einkaufspreis übersteigt also den Verkaufspreis.
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* Aus der Wortwahl "übersteigt" ist zu schließen, dass '''nur eine positive Differenz''' zu einer '''Steuer führen''' kann. Eine negative Differenz löst somit '''keine Steuer''' aus.
  
Legen Sie über die {{link|Konfiguration - Warengruppen|Warengruppenkonfiguration}} eine neue Warengruppe an, bspw. "Gebrauchtwaren".
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== Grafik zur Veranschaulichung ==
  
Ordnen Sie der Warengruppe die entsprechenden Fibu-Konten für den Einkauf sowie den Verkauf zu. Ein klärendes Gespräch mit Ihrer Buchhaltung über die hier zu verwendenden Konten ist hilfreich. Über diese Fibu-Konten ist später die Ermittlung der verkauften Gebrauchtwaren in der Buchhaltung möglich.
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[[Datei:Differenzbesteuerung.png|850px]]
  
Jeder Artikel, der als Gebrauchtware verkauft werden soll, wird nun in der Artikelverwaltung angelegt. Dabei wird ihm diese neu angelegte Warengruppe (in unserem Beispiel "Gebrauchtwaren") zugeordnet.
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== Umsetzung in e-vendo Warenwirtschaft ==
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=== Vorbereitungen in der WaWi ===
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In der Warenwirtschaft sind verschiedene Maßnahmen notwendig, um die Differenzbesteuerung anzuwenden.  
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'''Differenzbesteuerung ist bisher nur über die Kasse möglich!'''
  
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==== Anlegen differenzbesteuerter Artikel ====
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[[Datei:DiffArtikel.png]]
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* Legen Sie über die "Konfiguration - Warengruppen | Warengruppenkonfiguration" eine neue Warengruppe an, bspw. "Gebrauchtwaren", "Antiquitäten" o.Ä. (freiwillig)
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** Ordnen Sie der Warengruppe die entsprechenden FiBu-Konten für den Einkauf sowie den Verkauf zu.
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*** Über diese FiBu-Konten ist es später möglich, die verkauften Waren in der Buchhaltung zu ermitteln
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* Jeder Artikel, der unter Differenzbesteuerung, verkauft werden soll, wird in der Artikelverwaltung angelegt
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** Dummy-Artikel für entsprechende Gebrauchtwaren o.Ä. anlegen
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* unbedingt den Haken in Checkbox "differenzbesteuert" setzen
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* Dummy-Artikel sollte nicht als Lagerartikel geführt werden
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** Haken in der Checkbox rausnehmen
  
<u>Versand- und sonstige Kosten</u>
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=== Ankauf von differenzbesteuerten Artikeln ===
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* nach Artikelnummer (angelegter Dummy-Artikel) suchen
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* in aufkommendem Dialog auswählen ob Ware angekauft oder verkauft wird
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[[Datei:DiffAnVerkauf.png]]
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* für eine Ankauf muss ein Kunde hinterlegt werden
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* Dialog "Ware ankaufen" öffnet sich
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** dort wird die Bezeichnung des Artikels und der vereinbarte Ankaufs-Preis eingetragen
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** zusätzlich gibt es die Möglichkeit Bemerkungen und Hinweise, über Freitext oder zuvor angelegte Textbausteine, einzufügen
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{{wichtig|Artikel dürfen nicht gleich bezeichnet werden, da es so zu Problemen bei der Verkaufs-Auswahl kommen kann.}}
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[[Datei:DialogDiffAnkauf.png|600px]]
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* Artikel wie gewohnt kassieren
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* Am Ende den Report "Ankaufvertrag" verwenden und drucken
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[[Datei:BelegDiffAnkauf.png]]
  
Da auch Versand-, Verpackungs- und weitere Kosten bei der Verwendung der Differenzbesteuerung regulär besteuert werden müssen, dürfen diese nicht auf derselben Rechnung wie die differenzbesteuerten Waren aufgeführt werden.
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=== Verkauf von differenzbesteuerten Artikeln ===
 
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* nach der Artikelnummer (angelegter Dummy-Artikel) suchen
Sollen also solche Kosten abgerechnet werden, müssen entsprechende Dummy-Artikel hierfür angelegt werden. Mit diesen können dann separate Rechnungen erstellt werden.
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* in aufkommendem Dialog auswählen ob Ware angekauft oder verkauft wird
 
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[[Datei:DiffAnVerkauf.png]]
Diese Artikel sollten keine Lagerartikel sein und müssen mit dem Regelsteuersatz ausgezeichnet werden.
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* für den Verkauf muss '''kein''' Kunde hinterlegt werden
 
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* Liste der verfügbaren differenzbesteuerten Artikel öffnet sich
 
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** dort den zu verkaufenden Artikel wählen
<u>spezieller Rechnungs-Report</u>
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[[Datei:DiffArtikelListe.png]]
 
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* Eingabe des Verkaufspreises
Bitte stellen Sie sicher, dass der Standard-Report ''ReKurzDiffReport'' in Ihrem System vorhanden ist. Ist das nicht der Fall, kontaktieren Sie bitte unseren Support.
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[[Datei:DiffVKEingabe.png]]
 
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* Artikel wie gewohnt kassieren
Da bei Rechnungen mit Differenzbesteuerung das sog. Verbot des offenen Steuerausweises gilt, wurde dieser Report um jegliche Darstellungen von MwSt-Sätzen sowie die Unterscheidung zwischen Netto- und Bruttobeträgen bereinigt.
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* Am Ende den Report "TSE Kassenbon DIFF" in der gewünschten Größe verwenden und drucken
 
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[[Datei:BelegDiffVerkauf.png]]
Zusätzlich enthält der Report den Hinweis "Anwendung der Differenzbesteuerung nach §&nbsp;25a&nbsp;UStG", welcher nach aktueller Rechtsprechnung nicht zwingend erforderlich, aber hilfreich ist.
 
 
 
 
 
==Umgang mit Rechnungen==
 
 
 
Wie bereits angesprochen, dürfen in einer differenzbesteuerten Rechnung nur Artikel fallen, welche unter diese Regelung fallen.
 
 
 
Ab hier kann der Beleg wie jeder andere auch gebucht werden. Allerdings muss für den Rechnungsdruck der o.g. Report ''ReKurzDiffReport'' verwendet werden, da dieser die Anforderungen an die Rechnungslegung bei der Differenzbesteuerung erfüllt.
 
 
 
 
 
Das Ergebnis ist dann das Folgende:
 
 
 
:[[image:diffbest re-1.png|verweis=|border|top|differenzbesteuerte Rechnung]]
 
 
 
 
 
===Rechnungen mit Versandkosten===
 
 
 
Fallen allerdings Versandkosten an, so müssen für den Vorgang zwei Rechnungen gelegt werden: Eine für den bzw. die differenzbesteuerten Artikel, und eine für die Versandkosten. Letztere sind dabei immer mit dem Regelsteuersatz zu versehen.
 
 
 
Um dies zu erreichen, sollten aus der ersten Rechnung die Versandkosten getilgt werden. Wechseln Sie dazu in den Reiter ''Kalkulation'' der Rechnung.
 
 
 
Im oberen linken Bereich des Reiters finden Sie die Übersicht der entstandenen Kosten:
 
 
 
:[[image:diffbest re-4.png|verweis=]]
 
 
 
Die Versandkosten sind dabei ausgegraut, da diese aus der Versandart berechnet werden.
 
 
 
Setzen Sie die Checkbox bei "Transport", um das Feld bearbeitbar zu machen, und hinterlegen in diesem dann den Wert 0,00:
 
:[[image:diffbest re-5.png|verweis=]]
 
 
 
Der Beleg enthält nun keine Versandkosten mehr.
 
 
 
Erstellen Sie nun eine zweite Rechnung. Hinterlegen Sie dort zur besseren Übersicht ebenfalls die Versandart aus dem Ursprungsbeleg und setzen die Versandkosten ebenfalls auf 0,00.
 
 
 
Fügen Sie als Position den Dummy-Artikel für die Versandkosten ein und weisen dieser die tatsächlichen Bruttoversandkosten zu.
 
 
 
 
 
Im Ergebnis existieren zwei Belege zum Vorgang:
 
 
 
<div style="display:inline-block; width:720px; margin-left:20px; float:left;"><div style="margin-bottom:5px;">'''differenzbesteuerte Rechnung'''</div><div>[[image:diffbest re-3.png|verweis=|border|top|differenzbesteuerte Rechnung]]</div></div>
 
 
 
<div style="display:inline-block; width:720px; margin-left:20px; float:left;"><div style="margin-bottom:5px;">'''Rechnung für Versandkosten'''</div><div>[[image:diffbest re-2.png|verweis=|border|top|Rechnung für Versandkosten]]</div></div>
 
<div style="clear:both;"></div>
 
 
 
 
 
Wichtig ist, wie bereits angedeutet, dass die differenzbesteuerte Rechnung mit dem Report ''ReKurzDiffReport'' gedruckt wird. Für die Versandkostenrechnung ist einer der üblichen Reports (bspw. ''ReKurzReport'') nutzbar.
 

Version vom 19. Februar 2024, 10:45 Uhr

Allgemeines

  • ist eine besondere Form der Umsatzbesteuerung, bei der nur die Differenz zwischen dem Einkaufs- & dem Verkaufspreis versteuert wird.
  • soll eine Mehrfachbesteuerung vermeiden
  • wird häufig für (gebrauchte) Artikel verwendet, die in der Absicht gekauft wurden, diese weiter zu verkaufen

Definition

Im Vergleich zur Regelbesteuerung, wird nicht der gesamte Umsatz versteuert. Eigentlich wird bei der Differenzbesteuerung nur die Differenz des Einkaufs- & Wiederverkaufspreis besteuert.

  • mit dieser Art der Besteuerung will der Gesetzgebe sicherstellen, dass für ein Produkt nicht mehrmals Umsatzsteuer gezahlt werden muss
    • Unternehmer müssen nur die Summe berechnen, auf die noch keine Umsatzsteuer gezahlt wurde und für diese Summe Umsatzsteuer erheben
  • Regelungen finden sich im Umsatzsteuergesetz §25a (UStG)

Wann anwendbar? Welche Kriterien müssen erfüllt sein?

  • wenn ein bewegliches Gut wiederverkauft, wird (wichtigste Voraussetzung)
    • zu beweglichen Gütern gehören bspw.:
      • Antiquitäten
      • Sammlerstücke (Modellbau)
      • Kunstgegenstände
      • Gebrauchtwagen
    • für Wiederverkauf von Edelsteinen und Edelmetallen darf diese Art von Besteuerung nicht angewendet werden
  • Händler gilt als Wiederverkäufer
    • als gewerblicher Händler werden Gegenstände erworben um diese weiter zu verkaufen
      • bspw. restaurieren von antiken Möbeln und anschließender Verkauf mit Aufschlag
      • ebenfalls Veranstalter von Versteigerungen (der Öffentlichkeit zugänglich) gehören zu den Wiederverkäufern
  • Kauf von einer Privatperson oder Kleinunternehmen
    • Unternehmer können Differenzbesteuerung nur anwenden, wenn die Ware von einer Privatperson oder einem Kleinunternehmer gekauft haben (also ohne Umsatzsteuer, da die Steuerbefreiung gilt)
      • Ware muss ohne Vorsteuerabzug verkauft worden sein
      • bspw. Kauf eines gebrauchten Autos von Privatperson
        • Privatperson ist nicht umsatzsteuerpflichtig
        • Käufer zahlt keine Umsatzsteuer bei Ankauf
Templ info-blk.png
Die Vorsteuer ist die Steuer, die das Unternehmen beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen, also bei Ausgaben, mit der Rechnung bezahlt.
  • Ankauf von Ware aus EU In- & Ausland:
    • Differenzbesteuerung kann nur auf Waren angewendet werden, die innerhalb des europäischen Wirtschaftsraum, angekauft wurde
  • Die Ware muss für Unternehmen gekauft werden:
    • nur weil man Wiederverkäufer ist, darf die Differenzbesteuerung nicht generell angewendet werden
      • Ware muss für das Unternehmen und die damit geschäftliche Tätigkeit gekauft werden
  • Nicht zwingend gebrauchte Gegenstände verkaufen:
    • reicht aus, wenn es sich bei dem Gegenstand um einen körperlichen, beweglichen Gegenstand handelt, der in der Zeit zwischen dem ursprünglichen Kauf und dem Verkauf an Wert verloren hat
      • dabei handelt es sich i.d.R. um sog. Gebrauchsgüter (dienen wiederholtem Gebrauch)

Bedeutung der Differenzbesteuerung für Käufer

  • Käufer muss wesentlich weniger Umsatzsteuer zahlen, da nur die Differenz zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis versteuert werden (immer 19%) -> Kostenersparnis
  • Problematisch für Händler ist, dass beim Ankauf der Waren von Privatleuten kein Recht auf Vorsteuerabzug besteht. Müssten sie den vollen Umsatzsteuersatz auf den Verkaufspreis an das Finanzamt abführen, wären sie gegenüber privaten Verkäufern stark benachteiligt. Deshalb sieht das Umsatzsteuerrecht mit der sogenannten Differenzbesteuerung eine Erleichterung für Gebrauchtwarenhändler vor.
    • In diesem Fall wird nur der Differenzbetrag zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis – also die Marge – besteuert. Deshalb wird die Differenzbesteuerung auch alternativ als Margenbesteuerung bezeichnet. Die genauen Regelungen sind in § 25a des Umsatzsteuergesetzes (UStG) festgehalten.

Wie wird die Umsatzsteuer bei Differenzbesteuerung berechnet?

Gesamtdifferenz oder Einzeldifferenz bilden

  • Wenn die Summe der Waren bzw. Güter, die in dem Zeitraum, der betrachtet wird, nicht über 500 Euro liegt, ist es möglich, die Gesamtdifferenz zu bilden, um die Bemessungsgrundlage für die Differenzbesteuerung zu bestimmen. Wird dieser Betrag überschritten, müssen Sie die sogenannte Einzeldifferenz bilden, also jeden Gegenstand separat berechnen.
  • Der Rechenweg ist in beiden Szenarien gleich. Denn die Differenz wird bei der Gesamtdifferenz ermittelt, indem Sie alle Einkäufe im Besteuerungszeitraum zusammenrechnen und ebenso alle Verkäufe, also Verkaufspreise im Besteuerungszeitraum addieren. Die Erlöse werden von den Einkäufen abgezogen – und schon haben Sie die Gesamtdifferenz.
  • Wenn Sie diesen Rechenweg für nur eine Ware durchführen, also den Einkaufspreis von dem Verkaufspreis abziehen, erhalten Sie die Einzeldifferenz.
  • Bei dem Differenzbetrag handelt es sich um einen Bruttobetrag, aus dem die Umsatzsteuer herauszurechnen ist.

Steuersatz anwenden

  • Wenden Sie die Differenzbesteuerung an, werden die Waren grundsätzlich mit 19 % versteuert.
Templ att-blk.png
Auch Waren, wie zum Beispiel Kunstgegenstände oder Sammlerstücke, die in der Regel einem ermäßigten Steuersatz von 7 % unterliegen, werden gemäß der Differenzbesteuerung mit 19 % versteuert.

Rechnung ausstellen

  • Im Gegensatz zu herkömmlichen Rechnungen darf bei einer Rechnung nach der Differenzbesteuerung die Umsatzsteuer nicht gesondert ausgewiesen werden. Wichtig wird diese Regelung, wenn Sie als Unternehmer an einen anderen Unternehmer liefern. Denn der dürfte die Umsatzsteuer im Rahmen des Vorsteuerabzugs geltend machen. Kann er aber nicht, da die Umsatzsteuer nicht ausgewiesen wird.
  • Stattdessen gehört folgender Hinweis (oder eine Variante davon) unbedingt auf die Rechnung: „Anwendung der Differenzbesteuerung nach § 25a UStG.“

Verkauf mit Verlust

Wiederverkauf mit Verlust

  • Händler H erwirbt einen Gebrauchtgegenstand von einer Privatperson für 20.000 EUR. Er kann diesen Gegenstand später nur für 18.000 EUR weiterverkaufen. In diesem Fall ist die Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis i. H. v. 2.000 EUR negativ, sodass keine Umsatzsteuer aus diesem Umsatz anfällt, wenn der Händler § 25a UStG anwendet. Der Einkaufspreis übersteigt also den Verkaufspreis.
  • Aus der Wortwahl "übersteigt" ist zu schließen, dass nur eine positive Differenz zu einer Steuer führen kann. Eine negative Differenz löst somit keine Steuer aus.

Grafik zur Veranschaulichung

Differenzbesteuerung.png

Umsetzung in e-vendo Warenwirtschaft

Vorbereitungen in der WaWi

In der Warenwirtschaft sind verschiedene Maßnahmen notwendig, um die Differenzbesteuerung anzuwenden. Differenzbesteuerung ist bisher nur über die Kasse möglich!

Anlegen differenzbesteuerter Artikel

DiffArtikel.png

  • Legen Sie über die "Konfiguration - Warengruppen | Warengruppenkonfiguration" eine neue Warengruppe an, bspw. "Gebrauchtwaren", "Antiquitäten" o.Ä. (freiwillig)
    • Ordnen Sie der Warengruppe die entsprechenden FiBu-Konten für den Einkauf sowie den Verkauf zu.
      • Über diese FiBu-Konten ist es später möglich, die verkauften Waren in der Buchhaltung zu ermitteln
  • Jeder Artikel, der unter Differenzbesteuerung, verkauft werden soll, wird in der Artikelverwaltung angelegt
    • Dummy-Artikel für entsprechende Gebrauchtwaren o.Ä. anlegen
  • unbedingt den Haken in Checkbox "differenzbesteuert" setzen
  • Dummy-Artikel sollte nicht als Lagerartikel geführt werden
    • Haken in der Checkbox rausnehmen

Ankauf von differenzbesteuerten Artikeln

  • nach Artikelnummer (angelegter Dummy-Artikel) suchen
  • in aufkommendem Dialog auswählen ob Ware angekauft oder verkauft wird

DiffAnVerkauf.png

  • für eine Ankauf muss ein Kunde hinterlegt werden
  • Dialog "Ware ankaufen" öffnet sich
    • dort wird die Bezeichnung des Artikels und der vereinbarte Ankaufs-Preis eingetragen
    • zusätzlich gibt es die Möglichkeit Bemerkungen und Hinweise, über Freitext oder zuvor angelegte Textbausteine, einzufügen
Templ att-blk.png
Artikel dürfen nicht gleich bezeichnet werden, da es so zu Problemen bei der Verkaufs-Auswahl kommen kann.

DialogDiffAnkauf.png

  • Artikel wie gewohnt kassieren
  • Am Ende den Report "Ankaufvertrag" verwenden und drucken

BelegDiffAnkauf.png

Verkauf von differenzbesteuerten Artikeln

  • nach der Artikelnummer (angelegter Dummy-Artikel) suchen
  • in aufkommendem Dialog auswählen ob Ware angekauft oder verkauft wird

DiffAnVerkauf.png

  • für den Verkauf muss kein Kunde hinterlegt werden
  • Liste der verfügbaren differenzbesteuerten Artikel öffnet sich
    • dort den zu verkaufenden Artikel wählen

DiffArtikelListe.png

  • Eingabe des Verkaufspreises

DiffVKEingabe.png

  • Artikel wie gewohnt kassieren
  • Am Ende den Report "TSE Kassenbon DIFF" in der gewünschten Größe verwenden und drucken

BelegDiffVerkauf.png